ben-schwarz-gradient-navbar-5

Semesterprojekt mit Lea Michels 2017 Abschlusspräsentation

Dialektum — Epoche der kognitiven Begegnung

 


Je nach Herkunft oder Abstammung eines Menschen bekommt seine Sprache eine besondere Klangfarbe — einen Dialekt. Auch der Umgang mit Gedanken, Emotionen und Erinnerungen prägen den Charakter eines Menschen. Dialektum steht für eine Zeitepoche, in welcher diese individuellen Prägungen eine Form bekommen.

»Der Mensch hat seine Fähigkeit zur Unabhängig verlernt. Zu groß war der Fokus auf technische Hilfsmittel und digitale Assistenten. Was Aufgaben abnehmen und mehr Zeit und Freiheit für unser Leben schaffen sollte, hat uns in Wahrheit Fesseln angelegt. Durch Jahrzehnte lange Gewöhnung an Devices jeglicher Art ist die Selbstständigkeit auf der Strecke geblieben. 

Um unsere Fähigkeiten wiederzuerlangen und selbständig agieren zu können, besinnt sich der Mensch nun auf sich selbst und gewinnt seine Freiheit mehr denn je zurück…«.

Dialektum_Plakat

Entwicklung des Dialektum als Zeitstrahl, beginnend bei 2010.

Das Dialektum erleben.

 

Mit unseren Hörgeschichten geben wir unseren drei Personas Philian, Manilo und Emna eine Stimme. Sie erzählen von Erfahrungen, Erlebnissen und Begegnungen im Dialektum und nehmen uns damit mit in eine Welt von morgen — viel Spaß!

01 — Gedankenvisite (8:44 Min.)

„Die Türme da oben, …“, Philian deutete auf eine Ansammlung von Türmchen, „sind Wissensspeicher – konserviertes Wissen nach Themen in Etage geordnet.“

02 — Emodiathek (6:22 Min.)

„Werden neue Gefühle in die Emodiathek aufgenommen, übernehmen die Emotionsgeister den Transport und kümmern sich um die Abwehr von Traumata.“

03 — Die Emotikation der Spürbarfestspiele (8:10 Min.)

„Lautlos zerbrach die Kugel, fing an zu strahlen und umgab Emna mit einer ganz sonderbaren Aura. … Die Kindheit und die Neugierde, von welcher der Erzähler gesprochen hatte, war plötzlich spürbar.“

ben-schwarz-dialektum-bergwerk-6
ben-schwarz-dialektum-bergwerk-5
ben-schwarz-dialektum-bergwerk-1
ben-schwarz-dialektum-bergwerk-2
ben-schwarz-dialektum-bergwerk-3

In das Dialektum eintauchen:

Die Idee
Der Kurs »Next.Story« widmete sich der Kunst des Storytelling und der Welt von morgen, also einem Blick in eine potenzielle Zukunft. Egal ob es sich um das nächste Jahr oder Jahrtausend handelt, real oder absolute Fiktion ist. Wir haben uns im Laufe des Kurses gefragt, wie würde es sein, wenn der Mensch sich irgendwann endlich mal wieder auf sich selbst konzentriert und nicht ständig nach technischen „Lösungen“, sucht, welche scheinbar alles einfacher und noch effizienter machten. Stillstand soll nicht länger als Rückschritt gedeutet werden.
 
Das menschliche Gehirn beispielsweise ist der leistungsstärkste „Rechner“, welcher den Menschen in den letzten Jahrmillionen zum absolut dominierenden Tier auf diesem Planeten gemacht hat. Allerdings ist es kaum zu glauben, wie wenig wir heute über das menschliche Gehirn wissen! Es kursieren einige Theorien über das Gehirn, wie der berühmte Zehn-Prozent-Mythos. Menschen wie Albert Einstein sollen demnach gerade mal 10 % ihrer Hirnkapazität nutzen. Heute wissen wir zumindest, dass dieser Mythos völliger quatsch ist. Was aber, wenn dem nicht so wäre?
Das Ergebnis
Davon ausgehend, dass sich die Welt in eine immer stärkere und digital abhängige Welt bewegt, in welcher technologischer Fortschritt als absoluter Problemlöser angesehen wird, spielten wir mit der Idee einer Rückbesinnung. Der Mensch erkennt seine technische Abhängigkeit, löst sich davon und erlangt durch seine eigenen, „biologische“ Fähigkeiten, seine Freiheit mehr denn je zurück. Der Mensch als Wesen rückt somit stärker in den Mittelpunkt.
#1 — STIMULENT
Die Aktivitäten des menschlichen Gehirns lassen sich bestimmten Wellenmustern zuordnen. So sendet ein entspanntes Gehirn lange Wellen aus (Alpha-Wellen), ein hoch konzentriertes wiederum sehr kurze (Gamma-Wellen). Mithilfe eines Stimulanten können diese Wellen erfasst werden, wodurch das Aktivitätspotential des menschlichen Gehirns beeinflusst werden kann. Das Gehirn kann effektiver genutzt werden: auf Kommando absolut relaxen, tief schlafen oder höchst anspruchsvolle Aufgaben bewältigen. 
#2 — GEDÄCHTNISPALAST
Ein Gedächtnispalast ist ein individuelles Konstrukt, mit welchem man Gedanken und Erinnerungen visualisiert. Diese können auf verschiedene Arten wie Gebäuden, ganzen Städten, unendlichen Wegen und anderen Strukturen palastisiert werden. Es können reale wie surreale Objekte und Formen entstehen. Die Gesetze der Natur spielen dabei keine Rolle. Die einzige Grenze ist die, der eigenen Phantasie. Es entsteht ein allgegenwärtiger Speicher von Gedanken, auf welchen man zu jedem Zeitpunkt zugreifen kann. Für einen Außenstehenden kann es sehr verwirrend erscheinen, für den Konstrukteur aber gibt es klare Strukturen. Der Vorgang der Visualisierung von Gedanken in einem Gedankenpalast wird auch als Palastisierung bezeichnet.
2.1 Gedächnisphasen
Es gibt drei Phasen, die eine Erinnerung durchlaufen muss, um sich im Gedankenpalast festigen zu können:
• Phase I — Die erste Phase bezieht sich auf das Kurzzeitgedächtnis, das Bewusstsein einer Person. Alles, was man wahrnimmt, wird für kurze Zeit in unserem Gehirn festgehalten. Danach wird es an das Langzeitgedächtnis weitergeleitet. Alles, was wir wahrnehmen, ist also nur für eine kurze Zeitspanne bewusst in unserem Kurzzeitgedächtnis verfügbar. Anstatt diese Informationen zu löschen, werden sie über weitere Phasen im Gedankenpalast gespeichert.
• Phase
 II — Die Palastisierung spielt sich in der zweiten Phase, der Konsolidierung, ab. Hier werden Gedanken aus dem Kurzzeitgedächtnis palastisiert. Das heißt, sie werden in feste Objekte umgewandelt und im Gedankenpalast abgelegt. Ebenfalls werden in dieser Phase Emotionen in die Emodiathek aufgenommen und dort gespeichert. Dieser Vorgang findet bei jedem automatisch statt.
• Phase
 III — Die dritte Phase hängt mit dem Langzeitgedächtnis zusammen. Die Gedanken befinden sich als palastisierte Objekte im Gedankenpalast und werden nun fest verankert. Erinnerungen, Emotionen und Gedanken können jetzt je nach Belieben wieder ins Bewusstsein geholt werden.
2.2 Gedankenvisualisierung
Wie palastisiert man Gedanken und ordnet diese so an, dass sie später wieder gefunden werden? Im Bildungssystem ist Gedankenvisualisierung ein fester Bestandteil. Dort wird neben den Methodiken der Palastisierung auch der Umgang mit der Emotikation gelehrt und worauf man bei einer Palastvisite achten muss.
2.3 Palastvisite
Gedankenpaläste können komplett oder eingeschränkt einer zweiten Person gezeigt werden. Besucher können also eine Führung durch andere Gedankenpaläste bekommen. Diese müssen willentlich dem vorgegebenen Weg des Eigentümers folgen. Der Eigentümer kann absolut darüber entscheiden, was für den Besucher möglich ist und was nicht. Machtlos ist der Eigentümer nur bezüglich der Interpretationen des Besuchers. 
2.4 OVAG Cerebralerbe

OVAG steht für „Organisation zur Visualisierung und Archivierung von Gedankengut“. Leitidee der OVAG ist es, besondere Gedankenpaläste nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Das cerebrale Erbe soll aufbewahrt und für die Nachwelt zugänglich gemacht werden. Neben der Archivierung hat sich die OVAG die Visualisierung von besonderen Gedankenpalästen zur Aufabe gemacht. Sie baut Paläste von berühmten Persönlichkeiten als Museen nach oder macht  außergewöhnliche Visualisierungen öffentlich zugänglich. Originelle Gedankenpaläste können augezeichnet werden und geraten somit nicht in Vergessenheit.
#3 — RELAXARIS
Viel Arbeit mit dem Gehirn ist anstrengend. Relaxaris sind Entspannungszonen, welche speziell für kurzzeitige Entspannungsphasen eingerichtet wurden. Die Größe eines Relaxaris kann zwischen Personenkammern, großen Einrichtungen in öffentlichen Bereichen, wie Parkanlagen variieren. In einer Relaxaris kann mithilfe eines Stimulenten das Hirnpotential gesteuert werden. Das Gehirn wird dabei auf „Knopfdruck“ in einen Theta-Zustand versetzt. Durch diesen Zustand erreicht der Mensch eine tiefe Entspannungsphase, manchmal sogar einen leichten Schlaf. Umgangssprachlich gesagt, tankt das Gehirn Energie für neue Geniestreiche.
#4 — NEUROCITAS
Ein Neurocitas beschreibt die Möglichkeit vom Austausch zwischen zwei oder mehreren neuronalen Einheiten. Ähnlich wie beim früheren WLAN, entsteht eine für Augen unsichtbare Verbindung, sobald Gedanken und Emotionen ausgetauscht werden.
4.1 Neurunda

Eine Neurunda basiert auf einer Neurocitas. Sie entsteht, wenn sich zwei oder mehrere Einheiten einem Austausch unterziehen. Das Gesamtbild zwischen Sender, Empfänger und Verbindung (Neurocitas) bildet eine Neurunda. Im weitesten Sinne kann man hier Parallelen zum damaligen Internet finden.
4.2 Notfallsystem
Notsignale können über Neurunda an Basisstationen geleitet werden. Motorische Fähigkeiten müssen dafür nicht mehr funktionstüchtig sein. Bildhafte Eindrücke vom Ort des Geschehens werden versendet. Somit können Rettungskräfte die Situation besser einschätzen und gezielt handeln.
#5 — EMOTIKATION
Die gängigen Kommunikationswege werden durch die Möglichkeit erweitert, Emotionen direkt weiterzugeben. Es ist nicht mehr vonnöten, diese in Worte zu fassen. Das führt zu einer intensiveren Kommunikation und vermittelt genau das, was vermittelt werden soll. Ohne unnötige Zwischenebenen der wörtlichen Kommunikation und einer möglichen Fehlinterpretation des Empfängers können Gefühle ausgetauscht werden. Die Übertragung von Emotionen ist auf zwei Weisen möglich:
 
• Im Jetzt-Zustand können Emotionen mit dem Gegenüber geteilt werden. Dies funktioniert nur mit Gefühlen, welche im Augenblick empfunden werden. Für einen kurzen Moment verspürt eine externe Person genau das, was man selbst im gegenwärtigen Zeitpunkt fühlt.
• Für Emotionen aus der Vergangenheit kann man auf die Emodiathek zugreifen, welche alle erlebten Emotionen aufbewahrt. Diese können dann ebenfalls für einen kurzen Augenblick an eine externe Person übertragen werden.
5.1 Emodiathek (Hörbuch — 02)

Eine Emodiathek ist eine Sammlung aus bereits gefühlten Emotionen. Diese werden in einer Art Bibliothek abgelegt. Emotionen können zu einem späteren Zeitpunkt wieder abgerufen sowie geteilt werden. Um sicherzustellen, dass man Emotionen nicht unterschiedlich wahr nimmt, werden diese in Form und Format gleich palastisiert. Eine Emodiathek ist ein fest verankertes Element im Gedankenpalast, das jeder besitzt.
 
5.2 Unterhaltung

Durch die Emotikation und den fantasievollen Gedankenpalästen erschließen sich neue Kunst- und Unterhaltungsgenres.
 
5.2.1 Emotionales Erleben — 
Die Emotikation bietet die Möglichkeit, gesellschaftliche Events auf eine neue Ebene zu setzen. Dank der Übertragung von Emotionen werden Performances für den Zuschauer viel intensiver und realer. Akteure können Gefühle direkt an das Publikum übertragen, welches dadurch hautnah die Inszenierung miterleben kann. Neben Live-Performances erweitert die Emotikation außerdem andere Unterhaltungsebenen. Film ähnliche Vorführungen werden mit übertragbaren Emotionen so ausgebaut, dass man die Geschichte mit allen Sinnen erlebt.

5.2.2 Abstrakte Nachbauten — weil die Strukturen der Gedankenpaläste immer komplexer werden, hat man begonnen, besondere Paläste in der Wirklichkeit nachzubilden. Neben der OVAG (Organisation zur Visualisierung und Archivierung von Gedankengut) gibt es noch zahlreiche andere Unternehmen, welche sich der Visualisierung von Gedankenpalästen widmen. Zum Teil werden ganze Paläste in Form von begehbaren Museen nachgebaut, teilweise nehmen sich die Gestalter auch nur einzelne Bereiche oder gar Objekte heraus und versuchen, diese zu realisieren. Sonderbare Installationen und abstrakte Kunstobjekte basierend auf Gedankenpalästen bilden einen neuen Bereich in der Kunstwelt.
5.3 Palasttherapie

Bei der Palastisierung oder Emotikation kann es zu Problemen kommen. Hierfür gibt es verschiedene Anwendungsformen zur Bewältigung von Traumata. Ein Palastener ist ein Medicus, der sich auf Palasttherapie spezialisiert hat. Dieser kann, durch den gezielten Einsatz von positiven Emotionen, Betroffenen neue Energie geben, um die negativen Vorgänge wieder unter Kontrolle zu bringen.
 
5.3.1 Depression — 
Palastisierte Objekte, welche mit negativen Assoziationen verknüpft sind, können in ihrer Größe variieren. Oft kommt es zu einer Ausdehnung, welche nur schwer kontrolliert werden kann. Bekommt man diese negativen Objekte nicht unter Kontrolle, entsteht eine Depression. Diese Depression nimmt dann immer mehr Raum ein und drängt andere Erinnerungen in den Hintergrund. Mit verschiedenen Therapieformen kann man dagegen ankämpfen und die Depression kontrollieren.

5.3.2 Palasttrauma — 
Finden in einem kurzen Zeitraum zu viele Dinge gleichzeitig statt, kann das Bewusstsein diese nicht auseinander halten. Bei der Palastisierung kann es dann zu Problemen kommen. Es entsteht ein Gebilde, welches versucht, die verschiedenen Ereignisse zu vereinen. Dieses Gebilde bezeichnet man als Trauma. Hier kann durch Hilfe von Außenstehenden, den sogenannten Palastenern, wieder Ordnung geschaffen werden. Das Trauma wird in seine Einzelteile zerlegt und kann so in kleinen Teilen verarbeitet und palastisiert werden.
#6 — LASI
Ein lokales Areal mit spezifischem Inhalt, kurz LASI genannt, ist ein System, in dem man auf neuronale Leistungen zugreifen kann. Ein externer Speicher von Eindrücken, Gedanken und Erinnerungen, den mehrere Personen nutzen können. Während manche von externen Gedanken profitieren, ist es ebenso möglich, eigene Gedanken und Erinnerungen dort abzulegen. Erinnert an die Cloud des 21. Jahrhunderts.
6.1 LASI-Novum
Nachrichtenzone — Was passiert gerade auf der Welt? In einem LASI-Novum hat man Zugriff auf aktuelle Informationen zum Zeitgeschehen. Diese Nachrichtenzonen sind an öffentlichen Plätzen eingerichtet und für jeden zugänglich.
6.2 LASI-Varius (Kreativzone)
Ein LASI-Varius ist ein kreativer Inspirator. Eine Sammlung von Ideen, Entwürfen und wilden Gedankengängen, welche Anregungen und Impulse für kreative Köpfe geben soll.  Man kann von Gedanken und Eindrücken anderer profitieren und sich einem kreativen Austausch unterziehen. Zudem lebt ein LASI-Novum nur von ständig neuem Input, welcher von jedermann dort abgelegt werden kann. Derartige Zonen sind besonders in kreativen Bereichen zu finden.
6.3 LASI-Med (Gesundheitszone)
Um physische wie auch psychische Erkrankungen heilen zu können, ist es oft nützlich, die Vorgeschichte zu kennen. So kann man in einem LASI-Med seine persönliche Krankengeschichte ablegen, welche ein Medicus zur Analyse einsehen kann. Es entsteht eine Art „Krankenakte“ der Patienten. Außerdem bildet sich ein Pool aus Erfahrungen, auf welchen der Medicus bei Bedarf zugreifen kann.
View